Kriminalhauptkommissar Franz Markowitz ist eine Berliner Pflanze. Anfang der 1930er Jahre geboren, hat die Zeit des Nationalsozialismus tiefe Spuren in seiner Seele hinterlassen. So ist es eben überhaupt kein Zufall, dass in seinem Büro das Käthe Kollwitz-Plakat "Nie wieder Krieg" einen prominenten Platz an der Wand gefunden hat und er nach einer Gallenoperation im Krankenhaus liegend seine Gedächtnisübungen mit dem - im Exil geschriebenen - Else Lasker-Schüler Gedicht "Ich habe zu Hause ein blaues Klavier" durchführt.
In der Nachkriegszeit schlug sich Markowitz mit Schiebereien auf dem Schwarzmarkt durch, lernte den Jazz von Tommy Dorsey, Benny Goodman und Glen Miller kennen, und begann selbst mit dem Trompete spielen. Seine Frau Eva heiratete er, als die 22 war, weil die gemeinsame Tochter Lilo unterwegs war und beider Eltern auf die Hochzeit gedrängt hatten. Markowitz blieb nach dem Mauerbau in Berlin(West) und ließ seine Frau mit einem Haufen Schulden im Osten allein. An der Ecke Rhinower Straße eröffnete seine - inzwischen geschiedene - Frau später die Kneipe "Bei Evchen". Lilo flüchtete Anfang der 1980er Jahre durch die Spree in den Westen und wurde Stewardess; sie starb durch ein Kapitalverbrechen.
"Marko" trompetet und singt immer noch in einer Jazzband, einen kleinen Nachbarsjungen trainiert er im Boxen. Ein ganz ruhiger Zeitgenosse, der sich für seine Mitmenschen ehrlich interessiert. Als nach dem Mauerfall die Stadt sich verändert, da spürt er schnell, dass die Vereinigung viele der kleinen Leute - im Westen, wie im Osten - zu Verlierern macht. Recht melancholisch geht er durch seinen Kiez, fremdelt mit seiner Heimatstadt, die manches an "Ur-Berliner" Charme zu verlieren scheint.
Oft versenkt er die Hände in den Taschen eines hell-beigen Regenmantels, seinen Hut setzt er nur selten ab und die Krawatte ist nie fest gebunden. Obwohl er einen Führerschein hat, setzt er sich nur ganz selten selbst hinter das Steuer; meist lässt er sich im Taxi kutschieren oder fährt mit dem Bus. Markowitz kennt keine Angst, hat Zivilcourage. So greift er selbstverständlich ein, als er sieht, dass ein alter Mann von einer Horde junger Männer überfallen wird, er bleibt skeptisch gegenüber "dem anständigen Deutschland".
Zusammen mit seinem Kollegen (und Freund) Alfred Pohl arbeitet Markowitz in der Direktion Verbrechensbekämpfung "Delikte an Menschen". Freundlich und besonnen erledigt er mit Berliner Schnauze seine Aufgaben, spricht sogar ein wenig polnisch, und wird unausstehlich, als er versucht, sich das Rauchen doch noch abzugewöhnen. Ungemütlich wird er eigentlich nur, wenn jemand seine zugewandte Art ausnutzen will und ihn anlügt; fest steht für ihn jedenfalls: "Bei Mord hört die Freundlichkeit auf." (Text: Achim Neubauer)