Kriminalhauptkommissar Erwin Kasulke arbeitet schon seit langen Jahren bei der Berliner Polizei im Raubdezernat. Mit Ende 50 denkt er schon manches Mal an seinen Ruhestand. Er arbeitet ruhig und bedächtig, ist aber nicht unerfolgreich. Seinen Assistenten Roland ruft er zwar beim Vornamen, siezt ihn aber gleichzeitig. Kasulke gibt klare Anweisungen und ist der Meinung, dass der Erfolg der polizeilichen Ermittlungen sich nicht aus Schnelligkeit und Aktionismus ergibt. "Über die Hälfte unserer Arbeit besteht aus Abwarten", so resümiert er die Erfahrungen seines Berufslebens.
Verheiratet ist er, viele Jahre schon. Erna, seine Frau, weiß, dass der Ton ihres Mannes manchmal nicht gerade besonders freundlich wirkt. Genau wie im Dienst, so sind auch zu Hause die Ansagen kurz und bündig, wenn die Arbeit ruft: "Erna! Schlips und Jacke" - und die holt sie ihm dann, weil ihr Mann nie ohne Anzug und Krawatte aus dem Haus geht. Den Hut - auch der gehört für ihn zwingend dazu - den nimmt er sich dann selbst von der Garderobe.
Erwin Kasulke ist einer 'von der alten Garde', grau geworden im polizeilichen Alltag. Sein Telefon steht direkt neben dem Bett und wenn die Dienststelle mitten in der Nacht anruft, ihn aus schnarchendem Tiefschlaf herausklingelt, dann wälzt er sich ziemlich laut aus seiner Ruhestatt; Erna wacht davon nicht mehr auf; sie schläft weiter; hat sich inzwischen an vieles gewöhnt. (Text: Achim Neubauer)