Kriminalkommisssarin Inga Lürsen hat Bremen ihr Leben lang nicht verlassen. Ihre Eltern besaßen ein Kontorhaus in der Nähe der Weser; die Geräusche des Hafens und der Schiffe begleiteten ihre Jugend. Zu ihrem Vater, einem passionierten Briefmarkensammler hatte sie kein gutes Verhältnis; sehr skeptisch begleitete er ihren Lebensweg, und der war - was die Jugend betrifft - auch nicht eben der, den ein vermögender Hanseat von seiner Tochter erhoffte. Inga, die am 20. Mai 1953 in der Freien und Hansestadt geboren wurde, engagierte sich in der Friedensbewegung, nahm 1971 in Rostock an einem "Zeltlager für den Frieden" teil, demonstrierte gegen das Atomkraftwerk in Brokdorf und die Nachrüstung. Mit ihrer Klassenkameradin und Freundin Conny Barop war sie als "Das rote Duo" bekannt.
Nicht eben wirklich nahe liegend war ihr Entschluss, zur Polizei zu gehen. Viele ihrer alten Freunde, von denen einer später als Terrorist in den Untergrund ging, haben diese Entscheidung nicht verstanden, sind skeptisch, ob Inga nicht die alten Ideale verraten hat.
Mit Mitte 20 heiratete sie Lothar Reinders, einen Lehrer. Von ihm trennte sie sich, als die gemeinsame Tochter Helen acht Jahre alt war. Während Helen bei ihrem Vater blieb, wohnte Inga - die ihren Mädchennamen wieder annahm - nun allein, nicht uninteressiert an der Männerwelt, aber zu mehr als kürzeren oder längeren Beziehungen war sie nie bereit (oder fähig).
Inga Lürsen arbeitet im Kommissariat 31 der Bremer Kriminalpolizei und hat absolut keine Ambitionen, ihren Aufgabenbereich zu verlassen. Selbst als sich (mehrfach) Möglichkeiten bieten, Karriere zu machen, Kommissariatsleiterin zu werden, nutzt sie die nicht, weil sie "an den Tatort" will. Sie kann sich nicht vorstellen, ihre Zeit am Schreibtisch zu verbringen und Diplomatie - zweifellos für leitende Positionen nicht eben ganz unwichtig - ist sowieso nicht ihr Ding. Das wird jeder bestätigen, der schon einmal einen ihrer emotionalen, ja jähzornigen Ausbrüche miterlebt hat. Von den Kollegen und Vorgesetzten wird ihre Kompetenz geschätzt, soll gar für drei Monate zur Ausbildung an die Polizeiakademie nach Aurich abgeordnet werden.
Auf ihren Kollegen Nils Stedefreund, den sie wie alle Mitarbeiter nur mit Nachnamen anspricht, lässt sie gar nichts kommen. Sicher, zu Beginn ihrer Zusammenarbeit mussten sich die beiden erst mal zusammenraufen, auch, weil der Neue zunächst davon ausgegangen war, Lürsens Nachfolger werden zu können. Sie pflegt aber bald einen partnerschaftlichen, fairen Umgang mit ihm. Kriminalassistent Karlsen dagegen nimmt sie nicht so richtig ernst. Sie schätzt sehr wohl seine Zuverlässigkeit, was die Erledigung von Rechercheaufgaben betrifft, aber, wenn er sich dann - immer wieder mal - einen dicken Fauxpas leistet, fehlen ihr meist die Worte.