Kriminalhauptkommissar Nikolaus Schnoor ist etwa 60 Jahre alt; einer der nur dann spricht, wenn es unbedingt nötig ist. Ihn als spröde zu bezeichnen, grenzt an Schönfärberei; im Vergleich zu ihm ist ein Pantomime schon fast ein Plappermaul. Im grauen Rollkragenpullover und beigem Trenchcoat gekleidet, wirkt sein Auftreten sehr behäbig. Er hört zu, statt Fragen zu stellen, überlegt sich jeden Satz mehrfach, bevor er den Mund aufmacht, holt Luft um etwas zu sagen, um dann doch wieder zu schweigen.
Mit dem Wesen der Menschen, die zwischen Stade und Cuxhaven leben, kann er gut umgehen; er ist einer der ihren. Kinder befragt er ganz zugewandt, mit den schweigsamen Bewohnern an der Unterelbe redet er in ihrer Mundart plattdeutsch. Sein Assistent Wilfried Wilke, mit dem er im roten Opel Rekord zum Einsatz fährt, kann manchmal nur staunen, wenn Schnoor ihm die Vorzüge einer Telefonzelle bei Regenwetter erklärt, oder darüber nachdenkt, ob in diesem Häuschen wohl auch bei Nacht Licht brenne.
Seine ironischen Bemerkungen über die Giftigkeit von Elbaalen z.B. sind an Beiläufigkeit kaum zu übertreffen und lakonisch stellt er fest: "Bei Flut wird geboren, bei Ebbe gestorben"; ihn kann wirklich gar nichts aus der Ruhe bringen. (Text: Achim Neubauer)