Kriminalhauptkommissarin Charlotte Lindholm stammt aus Lüneburg, wo sie am 15. September 1968 oder am 12. Dezember 1967 geboren wurde und aufwuchs. Ihre Eltern hatten dort eine Apotheke im Zentrum der alten Hansestadt. Im Kindergarten galt sie als notorische Lügnerin und schüttete der Nachbarin Waschmittel in den Goldfischteich. Die "wilde Lotte" klaute Schokoriegel, war als 12-jährige mit ihrer Mutter unterwegs, als die sich gegen Atomkraft engagierte und spannte auch schon mal ihrer besten Freundin Manu Seehausen den Freund aus.
Nach der Schulzeit studierte sie in Göttingen Medizin und heiratete 18-jährig einen ergrauten Professor. Bereits zwei Jahre später ließ sie sich von ihrem untreuen Mann scheiden, begann danach als Quereinsteigerin bei der Polizei. In Hannoversch-Münden an der Landespolizeischule machte sie ihre Ausbildung im gehobenen Dienst, schloss als Jahrgangsbeste ab, arbeitet nun beim Landeskriminalamt in Hannover und hat eine A9 Stelle mit Dienstzulage. Häufig wird sie im Rahmen von Maßnahmen der Personalentwicklung o.ä. in Niedersachsen auf dem Land eingesetzt, unterrichtet aber auch an der Polizeiakademie. Ihr kommen diese wechselnden Aufgaben, Orte und Kollegen entgegen, denn Innendienst ist überhaupt nicht ihre Sache, die Aktenführung stimmt eigentlich nie und ihre "Teamfähigkeit ist gleich null", stellt ihr Chef Kriminaldirektor Stefan Bitomsky fest. Nur zu ihrer Lüneburger Kollegin Belinda Utzmann hält sie privaten, intensiveren Kontakt.
In der Landeshauptstadt hatte die Protestantin ihren Kommilitonen Martin Felser wieder getroffen, der sie sehr günstig zur Untermiete in seiner großen Wohnung aufnahm, sie umsorgte und sich redlich bemühte, Ordnung in ihren manchmal recht chaotischen Alltag zu bringen. Ganz liebenswerte Marotten hat die Kommissarin, ihren Sammeltick zum Beispiel. Es gibt wohl nichts, dass sie noch nicht gesammelt hätte: Alte Radios, Fliesen, Werbezollstöcke (137 Stück), Uhren, Fotoapparate; alles stapelt sich nun in Regalen und Schubladen, denn trennen mag sie sich von ihren Schätzen nie. Oder ihre Angewohnheit, dass sie in Hotels und Pensionen nur in ihrer eigenen Bettwäsche schlafen mag.
Martin und Charlotte sind nach Meinung von Annemarie Lindholm das ideale Paar. Aber so sehr die Kommissarin den Wunschschwiegersohn ihrer Mutter schätzt, sich ein Leben ohne ihn nicht vorstellen kann, so wenig kann sie sich in ihn verlieben. Sie braucht Martin; er hilft ihr bei Recherchen, ist immer für sie da, hört zu, ist der Halt in ihrem Leben zum Anlehnen und Ausheulen, aber trotzdem nicht der Mann für's Leben. Sie genießt seine Aufmerksamkeit und lebt gerne zusammen mit dem "schrägen, begabten, hypochondrischen, liebenswerten Krimiautor", lässt ihn aber - so ihre Mutter - "am ausgestreckten Arm verhungern".
Als sie sich ernsthaft verliebt hat, überlegt mit Tobias Endres im Stadthausquartier "Andresengarten" eine Wohnung zu beziehen, da bringt sie es nicht fertig, ihren Vertrauten davon in Kenntnis zu setzen. Nach dem Tod ihres Geliebten ist es dann natürlich wieder Martin, der an ihrer Seite steht und bleibt. Auf einer Fortbildung in Spanien hat sie eine Affäre mit einem Kollegen aus dem katalanischen Sitges und wird schwanger. Keine Frage, dass Martin mitkommt zur Geburtsvorbereitung; er ist ihre Stütze, auch wenn er bei der Geburt in Ohnmacht fällt und das Wickeln des kleinen David nicht zu seinen herausragenden Begabungen gehört.
So sehr sich Martin und ihre Mutter kümmern und sorgen, so wenig ist Charlotte manchmal dazu in der Lage ihr Leben allein zu organisieren: Sie versäumt ihr "Knöpfchen" rechtzeitig anzumelden und bekommt daher zunächst keinen Krippenplatz. Wie selbstverständlich geht sie geradezu davon aus, dass ihre Mutter und ihr Mitbewohner sie unterstützen; als das nicht klappt, Martin aus der gemeinsamen Wohnung auszieht, da vergisst sie ihren Sohn im Kinderhaus und sein Pausenbrot hat sie ihm auch nicht mitgegeben.
Charlotte Lindholm trägt meistens eine Umhängetasche quer über die Schulter gelegt und die Hüte, die sie sich aussucht, stehen ihr eigentlich nie. Sie wirkt oft kühl, unnahbar, "kalt wie Hundeschnauze". Vieles versucht sie mit sich alleine abzumachen, sie redet dann nicht, ruft ihre Mutter nur selten zurück und macht - nicht nur im Beruf - ihre Alleingänge. Wenn sie genervt ist, rollt sie mit den Augen und bemerkt meistens erst viel zu spät, wenn sie sich verrannt hat, weiß selbst um ihre Schwäche, dass sie "manchmal fürchterlich borniert" ist. (Text: Achim Neubauer)