Oberstleutnant Delius arbeitet seit 1956 - also seit seiner Gründung - beim Amt für Sicherheit der Bundeswehr (ASBw), das seit einer Umstrukturierung 1984 Amt für militärischen Abschirmdienst (MAD) heißt.
Delius ist Mitte 50 und geschieden, "unfreiwillig", wie er selbst sagt. Er meint, dass seine Ehe daran gescheitert sei, dass er einfach nichts zu Hause erzählen durfte, nicht einmal den Bürotratsch. Es kann überhaupt kein Zweifel daran bestehen, dass er seine Pflichten als Geheimnisträger tatsächlich in diesem Sinn erfüllt hat. Über seinen Dienst macht er sich keine Illusionen; manches Mal wirkt der Kaffeetrinker recht melancholisch.
Ein bemerkenswert guter Schütze ist er, der selbst behauptet, dass er sich dabei entspannen könne. Nur noch zu Schießübungen nimmt er die Waffe in die Hand, denn er hat inzwischen seit einiger Zeit einen Schreibtischposten. Um so engagierter, aber gleichzeitig zurückhaltend und überlegt, agiert er bei seinen Aufgaben.
"Man braucht unendlich viel Geduld"; resümiert er gegenüber einem zivilen Kollegen, aber er weist auch recht stolz darauf hin, dass die Erfolgsquote des MAD sich sehen lassen könne. Er selbst jedenfalls kennt sein Gegenüber, die Marotten und Tricks der Gegenagenten so genau, dass allein der Inhalt eines Aschenbechers ausreicht, um einen ganz bestimmten Spion identifizieren und namentlich benennen zu können.
Von Technik versteht er dagegen nichts. Auch deshalb ist er in die Dienststelle des MAD nach Bonn abgeschoben worden. Dort ist manchmal das Studium des Menüplans der Kantine offenbar das einzig Spannende - nur schlimm, wenn es dann auch noch Kotelett mit Spinat gibt, denn das mag er nun überhaupt nicht. Sein Assistent Oberleutnant Tummler vertreibt sich die Zeit mit dem Lesen von MAD-Heften und hört Musik von Nena, bis die beiden wieder gebraucht werden.
Seinen Ruhestand verlebt Delius in Hamburg, lässt sich dort von einer Zugehfrau bedienen und verbringt den Tag mit dem Lesen des "Kicker". Auch als Pensionär bleibt er im Geschäft, ermittelt quasi undercover, mit der Aufgabe einen Maulwurf im MAD zu enttarnen.
So erfolgreich seine Ermittlungen auch sind; er selbst hält seine Arbeit für ein ziemlich "mieses Geschäft". (Text: Achim Neubauer)