Polizeihauptmeister Reinhold Dietze ist Mitte 40 und arbeitet auf dem 13. Polizeirevier in Frankfurt. Ein erfahrener Praktiker, der mit seinem Arbeitsbereich vertraut ist, wie mit der eigenen Westentasche. Er "kennt jeden und jedes", erkennen die Kollegen neidlos an. Dietze sieht, dass sich sein Beruf, den er selbst für den schönsten auf der Welt und zugleich den Widerlichsten hält, im Laufe der Zeit gewaltig verändert hat. Mit vielen Neuerungen fremdelt er. Computerfahndung und Großraumbüros hält er für modernen Krimskrams und Frauen im Polizeidienst sind ebenfalls nicht sein Ding. An Dienstvorschriften hält er sich nur insoweit, als sie ihm sinnvoll erscheinen und seine Schirmmütze zieht er immer zu weit runter.
Er sagt ganz klar seine Meinung, hält auch mit unbequemen Wahrheiten nicht hinter dem Berg. Einem jungen Kollegen sagt er direkt ins Gesicht, dass der nie ein guter Polizist werde. Nein, Zurückhaltung ist nicht sein Ding. Fast überflüssig zu erwähnen, dass seine Ehe gescheitert ist. Kompromisslos geht er seinen Weg und insofern passt es auch zu ihm, dass er bis vor fünf Jahren aktiv als Boxer Sport trieb; jetzt steht er allerdings nur noch als engagierter Zuschauer am Ring.
Seine Dienstwaffe trägt er nicht mehr am Mann, seit er vor vielen Jahren einen jungen Mann in Notwehr erschoss. Obwohl er damals vor Gericht freigesprochen wurde, die Richter einen berechtigten Schusswaffengebrauch feststellten, hat sich dieses Erlebnis doch fester in seine Seele eingebrannt, als für verkraftbar ihn ist. Fast 30 Jahre ist er schon bei der Polizei und hatte sich eigentlich vorgenommen, nun den Dienst zu quittieren. Eine neue Stelle war ihm zugesagt worden - besser bezahlt, bei weniger Arbeit - als Leiter des Werkschutzes bei einer Hamburger Firma. Dietze wollte zu seiner Freundin Renate, einer Lehrerin, nach an die Alster ziehen; selbst der Flug mit der Lufthansa war schon gebucht, aber dann kam doch alles ganz anders.
Nach Dienstschluss trifft er sich gerne mit seinen Kollegen - früher oft im Bistro 'Bei Petra' - um dort ein oder zwei Absackbiere zu trinken und wenn da seine Lieblingsmelodie erklingt "As time goes by", dann wird deutlich, dass Dietze ein ganz gefühlsbetonter Typ ist, dessen äußerlich hartes Auftreten deutlich mit dem inneren Wesen kontrastiert und daran leidet, dass er als Polizist stets "die Scherben zusammenfegen" muss. (Text: Achim Neubauer)