Kriminalhauptkommissar Melchior Veigl ist der Chef der Münchner 1. Mordkommission. Ein grantelnder Ur-Bayer, mit rustikalem Charme, in den 1920er Jahren geboren, der sich schwer tut mit seinen jeweiligen Vorgesetzten, die ihn manches Mal ermahnen müssen, sich doch bitte an die Dienstvorschriften zu halten. Auch die Vorstellungen und Methoden von Streifenpolizisten und seiner Assistenten kann er oft nur mit einem Kopfschütteln zur Kenntnis nehmen.
Seit seine Frau "verreist" ist, lebt er allein mit Oswald, seinem Dackel. Trotz Verbots schmuggelt er den regelmäßig ins Präsidium, teilt mit ihm Weißbier und Schnitzel. Wenn er nach einem langen Tag zu Hause ein Buch liest, dann liegt das Tier in seinem Arm. Obwohl der Vierbeiner eben kein Polizeihund ist, hilft er sogar bei der Festnahme von Verdächtigen tatkräftig mit. Nachdem Oswald verstorben ist, steht natürlich ein Foto seines Liebsten auf dem Schreibtisch im Kommissariat.
Seine Schwester ist verheiratet, hat zwei Kinder und besitzt einen Landgasthof; er besucht sie aber nur selten und kurz.Bei seinen Ermittlungen wird er immer von seinen Kollegen Ludwig Lenz und Josef Brettschneider unterstützt. Während er Brettschneider - Frohnatur und ausgewiesener Fahrplanspezialist - nicht so recht ernst zu nehmen vermag; schlägt er selbst am Ende seiner Dienstzeit Lenz als Nachfolger vor. Ihn hat er über eine lange Zeit vor allem für Laufarbeiten eingesetzt. So ist es der - in seinem Auftreten - steife Lenz, der immer die Polizeiposten auf dem Land abklappern muss und dass Veigl ihn stets als ahnungslos hinstelle, dass gefällt ihm schon gar nicht. Auch seine Vorliebe für Sardellenbrote kann sein Chef nicht verstehen. Der isst lieber Leberkäs' oder Schweinsbraten mit Knödel, beschwert sich aber auch darüber, dass das Essen in der Kantine zu fettig sei; Cannelloni verzehrt er nur im Ausnahmefall; das "Italienische Zeugs" mag er eigentlich gar nicht und wenn er morgens keinen Kaffee bekommt, wird er richtig ungehalten.
Veigl kennt Wesen und Seele der Münchener, ist einer, der sich oft von seinem Bauchgefühl leiten lässt; so meint er, dass er beim Verhör instinktiv spüren könne, ob jemand die Wahrheit sagt. Er fühlt mit dem Opfern mit und wechselt bei Befragungen schnell in die bayerische Mundart - Obdachlose und Ausländer duzt er grundsätzlich. Nur selten bringt ihn etwas aus der Ruhe, dann wird er bei Verhören auch schon mal laut. Mit seinem Vornamen Melchior fremdelt er, ist gar nicht erfreut, wenn er diesen in der Zeitung lesen muss, weil ein Journalist offenbar ganz gründlich recherchiert hat.
Die Individualitäten und Besonderheiten des Freistaats gehen dem Lodenträger über vieles. Als er - durch eine bundesweite Angleichung der Beamtengesetze - vom Oberinspektor zum Kriminalhauptkommissar befördert wird, da murrt Veigl, weil es in Bayern nun wieder eine Eigenständigkeit weniger gäbe. Als Dienstwagen benutzen die Münchener Kriminalen natürlich BMW-Modelle (z.B. 1600-2, 520, 525), um so bemerkenswerter, dass Veigl privat einen Peugeot fährt.
Seine sportlichen Ambitionen ("Ich bin Alpinist") beschränken sich auf's Seilbahn fahren, aber beim Eisstockschießen erweist er sich als Naturtalent. Als die Kollegin Hansen aus Berlin in München zu Gast ist, da blüht er geradezu auf, geht er mit ihr zur Aufführung einer Volkstheatergruppe. Sonst ist sein kulturelles Interesse nur schwach ausgeprägt; da kann es schon verwundern, dass er tatsächlich ein wenig französisch spricht.
Im Ruhestand schafft er sich - trotz aller gegenteiligen Pläne - doch wieder einen Hund an. Moritz begleitet ihn, als er sich nach der Vereinigung reaktivieren lässt, um als Leiter der Dienststelle in Dresden den rechtsstaatlichen Neuanfang der Polizeiarbeit zu begleiten. So belehrend er sich früher gegenüber Lenz gebärdet hatte, wird sein Auftreten nun von Bruno Ehrlicher und dessen Kollegen Kain empfunden; die Freistaatler bleiben sich fremd. Dabei ist Veigl - genau wie sein sächsisches Gegenüber - mit ganzem Herzen Kriminalist, ehrlich besorgt um die Menschen, die "oft die sonderbarsten Sachen" machen. (Text: Achim Neubauer)