Kriminalhauptkommissar Ludwig Lenz hat eine 'Ochsentour' in der Münchener Mordkommission hinter sich. Geschenkt worden ist dem Mitte der 1920er Jahre geborenen Polizeibeamten nichts; er hat sich den langen Weg vom Assistenten zum Leiter der Dienststelle hart erarbeitet. Sein ehemaliger Chef, Hauptkommissar Melchior Veigl, setzte ihn zunächst fast ausschließlich für Aufgaben ein, die ihn nicht wirklich forderten. Es blieb stets eine klare Unterordnung bestehen; die Belehrungen seines Vorgängers ertrug Lenz mit stoischer Ruhe. Der Kriminalrat schätzte allerdings schon immer seine ruhige und besonnene Art, aber ihm blieben auch diese Differenzen innerhalb der Mordkommission nicht verborgen.
Lenz ist Junggeselle, durchaus interessiert an der Damenwelt, erlebt aber herbe Enttäuschungen mit dem anderen Geschlecht. Frauen sind für ihn "zwischenmenschlich immer wieder ein unlösbarer Fall". Er hält sich selbst für einen sportlichen Typ, hat aber schon lange Probleme mit der Bandscheibe, die durch Massagen nicht wirklich in den Griff zu bekommen sind. Eine Kur in Abano lehnt er ab, weil er befürchtet, dass damit in der Folge eine Versetzung in den Innendienst verbunden sein könne, er aber gern draußen an der frischen Luft sei.
Weil er einen nervösen Magen hat, legt Lenz großen Wert auf eine gesunde Ernährung, mischt sich sein Müsli im Kommissariat selbst zusammen, isst nur ungespritzte Äpfel, bevorzugt Kürbiskerne und knabbert Algenkekse, weil die "vor Radioaktivität schützen". Er trinkt Milch, mag allerdings auch auf ein Bier nicht verzichten; für eine anständige Brotzeit im Biergarten oder in der Dienststelle muss immer Zeit sein. Mit den Angeboten der Polizeikantine fremdelt er: 'Schweinebraten portugiesisch' hält er für eine Zumutung und als er in einem Landgasthof 'Leberkäs' Hawai' auf der Speisekarte findet, da fällt ihm gar nichts mehr ein.
Seine eigene Küche hat er selbst gestrichen und verbringt seine Freizeit beim Stammtisch oder mit dem Durcharbeiten der 10-bändigen Loseblattsammlung 'Strafrechtliche Nebengesetze' von Erbes und Kohlhaas.
Befragungen führt er ruhig und beherrscht durch, fällt leicht in die Münchner Mundart, hat keine Angst, sich mit den großkopferten Bewohnern der Isarstadt anzulegen und ist auch bereit, die Ermittlungs(teil)ergebnisse im Dialog mit seinem langjährigen Kollegen Josef Brettschneider kritisch zu hinterfragen. Die beiden duzen sich, gehen recht freundschaftlich miteinander um und übertragen gerne dem Kriminalassistenten Anton Faltermayer die unangenehmen Aufgaben.
Meistens lässt er Brettschneider den Dienstwagen lenken, im Regelfall einen aktuellen 5er BMW, auch deswegen, weil Lenz Automatikgetriebe überhaupt nicht mag. Ebenso wenig treffen bei ihm die - zugegebenermaßen oft flachen - Witze seines Kollegen auf Gegenliebe, manchmal kontert er mit einer ironischen, spitzzüngigen Antwort, meistens aber beschränkt sich seine Reaktion auf ein stilles Augenrollen.
Brettschneiders Nachfolger, Franz-Josef Schneider, mag er nicht. Der ist ihm zu sehr aufgesetzte Frohnatur, vorlaut, gibt Informationen an die Presse, die die Ermittlungen erschweren und seine Sprüche ("Brett verloren"), kommentiert er erst gar nicht mehr.
Lenz macht sich keine Illusionen über seinen Beruf, ist fernab davon, sich selbst zu wichtig zu nehmen oder die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen. Er ist erfolgreich, letztlich gerade weil er keinen Lösungsansatz von vornherein ausschließen mag: "Kann sein, kann auch nicht sein." (Text: Achim Neubauer)